LJ translations - Julia Lambrecht
Jeder, der selbst schon einmal einen Text übersetzt hat, weiß, dass man, ganz gleich, wie gut man die Ausgangs- und die Zielsprache beherrscht, doch immer einmal wieder ins Stocken gerät.
Welches ist noch gleich der richtige Begriff? Ein Klick im Wörterbuch bietet verschiedene Übersetzungen an, aber keine trifft es so richtig. Was will der Autor an dieser Stelle sagen? Wie ist dieser spezielle Begriff aufzufassen?
Hier wird das Übersetzen zu einer Kunst, bei der eine Übersetzungssoftware trotz Weiterentwicklung im Bereich der KI das Nachsehen hat. Und hier hängt eine gelungene Übersetzung auch davon ab, wie gut sich der Übersetzer in den Autor einfühlen kann, ob er vertraut werden kann mit dessen Schreib- und damit auch mit dessen Denkweise.
Beim Übersetzen von Sachtexten ist Präzision das Wichtigste. Insbesondere bei technischen Begriffen gibt es eine genaue Entsprechung, die man kennen muss, damit das Resultat für Fachleute und Laien gleichermaßen verständlich bleibt. Das Übersetzen erzählender Literatur dagegen beinhaltet immer auch eine Interpretation des Textes. Umso wichtiger ist es, sich genau in die Ideenwelt des Autors einzufühlen, damit diese Interpretation ein Spiegel-, aber kein Zerrbild ergibt.
Everybody who ever attempted translating a text knows that no matter how proficient your are in both the original and the target language, every now and then you'll hit a roadblock.
What is the right term again? One click, and the dictionary offers a variety of possible translations, but none of them really fit. What is the author trying to say? How is this specific term meant to be understood?
This is when translation becomes an art form where a translation program, despite recent AI advancement, often fails. And this is where a translation's success depends on how good the translator is at empathizing with the author, on whether they can familiarize themselves with the author's way of writing and, thus, thinking.
When translating non-fiction, precision is key. For technical terms in particular there's a precise equivalent the translator has to know so the resulting text stays comprehensible for both professionals and laymen. In contrast, translating fiction always involves a degree of interpretation, making it even more important to intuit the author's mindscape so that this interpretation constitutes a mirror image, not a distortion.
Zielen mit Wortpfeilen - Herausforderung Übersetzen
Aiming with word arrows - the challenge of translation
Translation - craft and art form both
Übersetzung - Handwerk und Kunstform zugleich
Um zu übersetzen, ist es nicht nötig, selbst Schriftsteller zu sein. Aber das Schreibhandwerk ist trotzdem essenziell. Erzählungen übersetzen kann nur, wer die Technik des Erzählens beherrscht, wer begreift, was eine Erzählperspektive ist und wie Semantik sich auch in Grammatik und Satzstruktur niederschlägt. Manchmal ist hier Kreativität gefragt, weil sich Sprachen voneinander unterscheiden.
Um es mit einem Bild auszudrücken: Der Übersetzer muss das Wortpuzzle, das der Autor erschaffen hat, aus ähnlichen, aber niemals identischen Teilen neu legen, sodass am Ende das gleiche Bild entsteht.
It is not necessary to be a writer to translate. However, the writer’s tools of trade are still essential. In order to translate, you have to be skilled at storytelling, you have to know what a point of view is and how semantics are reflected in grammar and sentence structure. Sometimes creativity is required as languages differ from one another.
To use an image: the translator has to rearrange the word puzzle created by the author from similar but not identical pieces so that, ultimately, the same image emerges.
Die besonderen Herausforderungen des Übersetzens aus dem Englischen liegen im Detail. Die starre Satzstruktur des Englischen – SVO, die berühmte „Straßenverkehrsordnung“ aus Subjekt, Verb und Objekt – wirkt im Deutschen häufig monoton. Das Englische wimmelt so vor „dass“-Sätzen, dass (!) man sich kaum davor retten kann. Die allgegenwärtigen Partizipialkonstruktionen im Deutschen wörtlich wiederzugeben, ist zwar möglich, aber in den meisten Fällen keine gute Idee. Und so weiter, und so fort.
Wer regelmäßig aus dem Englischen übersetzt, ist mit derlei Fallstricken vertraut und versteht es, eine Balance zu finden zwischen wortgetreuer Übertragung und freier Übersetzung, getreu dem Motto: „So nah wie möglich, so frei wie nötig.“
Aber auch das Deutsche hat Eigenheiten, die englischsprachigen Autoren bewusst sein sollten: Zum Beispiel gibt es im Deutschen noch eine formelle Anredeform, die je nach Kontext unbedingt gewählt werden muss, optional ist oder unpassend. Der Wechsel von der einen zur anderen muss gegebenenfalls in den Text eingearbeitet werden, möglichst natürlich und ohne große Aufmerksamkeit darauf zu lenken.
Eine deutsche Übersetzung ist von der Zeichenzahl her immer umfangreicher als die englische, da deutsche Wöter silbenreicher sind.
Insbesondere bei Fantasyromanen stellt sich auch immer wieder die Frage, inwieweit Eigennamen zu übersetzen sind. Leider ist der Übersetzer hier oft auf sich allein gestellt. Fälle wie bei Tolkien, der als Linguist dem deutschen Übersetzer bestimmte Übersetzungen vorgeben konnte, sind die Ausnahme.
Das nächste Problem - auch dies nicht zu vernachlässigen - ist der Titelschutz im Deutschen, der es oft erschwert, einen originellen Titel zu finden, der nicht bereits in Verwendung ist. Deshalb wird im Deutschen oft mit Untertiteln gearbeitet.
Eins der wahrscheinlich besten (und für Nicht-Muttersprachler nervigsten) Dinge an der deutschen Sprache sind ihre Composita, die zweckdienlich jederzeit erfunden werden können, aber in keinem Wörterbuch auftauchen. Das Wortschöpfungstalent eines Übersetzers ist nicht zu unterschätzen.
Unsurprisingly, the devil of translating from English into German lies in the details. The strict English sentence structure - SVO, the famous "Straßenverkehrsordnung" of subject, verb, object - often feels monotonous in German. English is so full of "that" clauses that (!) there's almost no escape. Translating omnipresent participle constructions verbatim into German, while possible, is not a good idea for the most part. And so on, and so forth.
Anyone who regularly translates from English is familiar with such obstacles and knows to strike a balance between a literal translation and a liberal one, sticking to the guideline of "as close as possible, as free as necessary."
But German, too, has its unique traits that English-speaking writers should be aware of: for example, German has a formal means of address that, depending on the context, is either required, optional, or inappropriate. The switch from the formal to the informal has to be integrated into the text as naturally as possible and without drawing too much attention.
A German translation will always be more extensive in terms of character count as German words tend to have more syllables.
In fantasy novels especially, the questions arises as to whether names should be translated at all. Unfortunately, the translator is often left to their own devices. Cases like Tolkien, who, as a linguist, was able to specify certain translations, are an exception.
Another problem - not to be overlooked - is the Geeman title copyright which often makes it difficult to find an original title that isn't already in use. For this reason, German often uses subtitles.
Probably one of the greatest (and, for non-native speakers, most annoying) features of the German language are its compound nouns, which can be made up on the spot for convenience but don't show up in any dictionary. A translator's Wortschöpfungstalent (word-creation talent) is not to be underestimated.